Fragmente zu Konflikten und Entscheidungen

Liebe Lösungsfokussierte,
unterschiedliche Wünsche, unterschiedliche Interessen und unterschiedliche Bewertungen fordern uns ständig heraus. Wie lösen wir die Widersprüche auf? Wie helfen wir unseren Klienten dabei?
Mit dem Begriff Konflikt bezeichnen wir solche Konstellationen, in denen es zu einem Aufeinandertreffen von Dynamiken mit unterschiedlicher Ausrichtung kommt. Du sagst links, ich sage rechts. Du sagst ja, ich sage nein.
Von inneren Konflikten sprechen wir, wenn wir gute Gründe für oder gegen verschiedene Varianten finden.
Wie begünstigen wir gute Entscheidungen? Wie helfen wir unseren Klienten dabei?
Hier hilft uns Klarheit auf verschiedenen Ebenen. Ganz grundsätzlich ist in Erinnerung zu rufen,
dass Entscheidungen sich immer auf die Zukunft beziehen und damit ein Rest Unsicherheit unvermeidbar ist.
Auf der Lösungsebene hilft uns die Sprache mit ihren Bildern. Es ist gut, um die Alternativen zu wissen, wie zum Beispiel:
Eine Entscheidung fällt.
Eine Entscheidung fällen, treffen.
Eine Entscheidung herbeiführen.
Eine Entscheidung reifen lassen.
Zu einer Entscheidung kommen.
Entscheiden.
Eine Entscheidung beraubt uns in der Regel anderer (attraktiver) Möglichkeiten. Es ist nützlich zu wissen, dass diese und zahlreiche weitere Aspekte für unsere Klienten eine Rolle spielen können.
Auf der inhaltlichen Ebene hilft es, Chancen und Risiken (besser als Vorteile/Nachteile) möglichst klar zu benennen. Dafür lohnt es sich, in der Vorstellung auch in eine Sackgasse mal ein Stück hineinzugehen, um sich ein detailliertes Bild von den Konsequenzen vor Augen zu führen. Leitfragen hierzu sind: Was sind hier genau die Risiken? Was erwarten Sie, was hier geschehen kann? Wie skalieren Sie Ihre Bereitschaft, dieses
Risiko eventuell in Kauf zu nehmen? Wohin jetzt ? Ganz selten lässt sich bei diesem Erkunden
einer Sackgasse ganz am Ende ein kleiner Fußweg entdecken, durch den es dann doch irgendwie weitergehen kann.
Unser Beitrag als Fragende besteht darin, dabei zu helfen, den Blick einen Augenblick länger auf den unterschiedlichen Möglichkeiten ruhen zu lassen. (Wenn wir genau beobachten, lassen sich viele kleinere Streits in unserem Privatleben auf die gleiche Weise lösen, indem wir genug Zeit und Aufmerksamkeit geben, die Varianten zu Ende zu betrachten.)
In unserem lösungsfokussierten Gesprächsablauf gehören diese Elemente in den Abschnitt Klärung der Anliegen. Hier helfen wir unseren Klienten, ihre Welt genauer abzubilden. Wir hören
unvoreingenommen zu und müssen nur darauf achtgeben, nicht für den einen oder anderen Handlungsentwurf zu sehr Partei zu ergreifen. Durch die Grammatik der Klienten werden wir hierzu manchmal verleitet. Zum Beispiel könnte ein Klient sagen: Ich möchte es sooo gern tun, aber ich habe Angst. Hier konstruiert der Klient einen Widerspruch zwischen "Ich" und "Angst" und wir neigen dazu, dem "Ich" helfen zu wollen mit "der Angst" umzugehen. Hilfreicher ist es, die unter "Angst" zusammengefassten Anliegen mit zur Sprache zu bringen und neben die übrigen Anliegen zu stellen. (Zum Beispiel: Ich möchte eine gewisse Sicherheit behalten, ich
möchte gesund bleiben, ich möchte keine seelischen Schmerzen haben oder verursachen, was auch immer.) Hierdurch wird der Klient als entscheidendes Zentrum seines Lebens gewürdigt. Als eine kreative Instanz, die auch in widrigen Umständen versucht, gute Lösungen hervorzubringen.
Und was für Klienten gilt, soll auch für uns gelten.
Herzliche Grüße,
Christoph Frieling