Laut Duden geht der Begriff Streit zurück auf strīt, was Widerstreben, Aufruhr bezeichnet hat.
Die Kräfte sind beim Streiten in Aufruhr und ihre Richtung ist gegen etwas gerichtet.
Eine Partnerschaft oder Familie ist ein eingespieltes System. Bei der Arbeit an Lösungen geht es hier grundsätzlich immer darum, einen guten Umgang mit Verschiedenheiten zu finden. Ganz konkret in gegebenen Konflikten und Streitfällen sowie auch ganz allgemein.
Frau möchte dies, Mann möchte das. Hinzu kommt, dass Missverständnisse die Regel sind, in denen einzelnen Äußerungen ganz verschiedene Hintergründe, Absichten und Bedeutungen zugeschrieben werden.
Unsere Aufgabe besteht darin, Impulse zu geben, die zu einer besseren Abstimmung der unterschiedlichen Saiten untereinander führen. Wieder zunächst ganz konkret und in der Folge möglichst selbsterhaltend.
Wir ermöglichen dies unter anderem dadurch, dass wir das Gespräch verlangsamen (moderare). Durch Gleichwertschätzung sorgen wir dafür, dass alle relevanten Wünsche und Hintergründe (Perspektiven) einigermaßen vollständig ausgedrückt werden können. Dies geschieht durch entsprechende Hinweise zu Beginn des Prozesses und durch aktives Eingreifen. Letzteres immer dann, wenn das Gespräch in Lösungsräume zurückzuführen ist oder wenn einer der Partner in die Rede des anderen hinein unterbricht und widerspricht. Wir dürfen hier die Situation nicht überfordern und am Anfang nicht zu viel erwarten. Manchmal haben die Partner Automatismen ausgebildet, die jedes Gespräch automatisch zu ungelösten Punkte führen, anhand derer dann über eher grundsätzliche und prinzipielle Differenzen (weiter) gestritten wird. Hier müssen wir geduldig wieder und wieder das Gespräch auf die grundlegenden Anliegen bringen. Diese Anliegen müssen zunächst überhaupt ausgedrückt und dann, in Lösungssprache gebracht, bei der gemeinsamen Entwicklung einer guten Zukunft für alle mit Blick behalten werden.
Aufruhr und Widerstreben kommen dann zur Ruhe, wenn sich alle wesentlichen Anliegen gewahrt sehen. Ist das geschehen, dann lassen sie sich nebeneinander in den Dienst einer guten Zukunft für alle Beteiligten stellen.
In diesem Sinne wünsche ich uns und unseren Klienten den Mut und die Ruhe, so lange an unseren Anliegen zu formulieren, bis der innere Aufruhr sich legt und die freiwerdenden Kräfte und sich in kraftvolle und kreative Handlungen verwandeln können.
Herzliche Grüße,
Christoph